ehemaliges Straßenbahndepot Speldorf, Duisburger Straße

Laufende Nummer: 
621
Eintragung: 
26. Januar 1989
Denkmalart: 
Baudenkmal
Klassifikation: 
cultural
Straße, Hausnummer: 
Duisburger Straße 283
Kurzcharakteristik und Würdigung: 

Die Geschichte der Mülheimer Straßenbahnverbindungen setzt 1888 mit der Dampfstraßenbahn Duisburg-Mülheim ein. Sie endete wegen der geringen Tragfähigkeit der Kettenbrücke bei Rosendahl in Broich. 1897 verkehrte die erste elektrische Straßenbahn auf den Strecken Kahlenberg - Rathausmarkt - Styrum - Oberhausen und Rathausmarkt - Körnerstraße. 1900 folgte die Strecke Eppinghofer Straße - Lipperheidebaum, die 1910 bis nach Holthausen verlängert wurde. Der Bau der Schloßbrücke ermöglichte dann nach 1911, die Bereiche links der Ruhr anzuschließen. Bis 1939 erweiterte sich das Netz auf 42,4km, insgesamt verkehrten 10 Einzellinien. Das erste Depot hatte am Froschenteich gelegen, nach 1914 kam eine weitere Halle in Styrum hinzu. Das Straßenbahndepot der Duisburger Verkehrsgesellschaft an der Duisburger-/Karlsruher Straße ist ein 10-gleisiger Doppelhallenbau mit seitlich integriertem Bedienstetenwohnhaus. 3 pylonartige Pfeiler teilen die Gesamtfassade in eine Zone mit 4 und eine Zone mit 6 Einfahrten. Blechverkleidete Stahltore schließen die Hallen an der Einfahrtsseite, die flache Dreieckszone über den Einfahrten wird von einer Verglasung mit quadratischen Stahlsprossenfeldern eingenommen, die die Hallenbelichtung ermöglichen. Das 2-achsige, 2-geschossige Wohnhaus mit gestuftem Mansarddach ist durch einen Eckpylon sowie einen Pylon der größeren Halle optisch in die Gesamtfront eingebunden. Eingestiefte Putzfelder sowie ovale Schmuckkränze in den Formen des geometrischen Jugendstils schmücken die nach oben rundbogig abgeschlossenen Pfeiler. Die Hallendächer weisen dreieckige Flach-Gitterträger in Standardkonstruktion auf. Das Speldorfer Depot stellt ein architektonisch qualitätsvolles Beispiel der Straßenbahnhallenkonstruktion nach der Jahrhundertwende dar. Das Motiv der rhythmisch wiederkehrenden Pylone gibt der breiten Straßenfront eine überzeugende Gliederung und Geschlossenheit. Die sparsam eingesetzten Schmuckformen der verputzten Pfeiler ordnen sich dem ingenieurmäßigen Grundmotiv der Tor- und Oberlichtflächen in Stahlbauweise klar unter, sodaß der funktionale Charakter des Bauwerks deutlich zur Geltung kommt. In der Reihe der - stetig weiter reduzierten - Beispiele für die Entfaltung des städtischen Nahverkehrs infolge des Bevölkerungswachstums der Jahre zwischen 1890 und 1910 nimmt die Mülheimer Halle einen wichtigen Platz ein. Nach dem Verlust des Düsseldorfer Depots von 1904 (Limburgstraße) vertritt neben dem Speldorfer nur noch das Bonner Depot (Rheindorfer Straße) die Epoche vor dem I. Weltkrieg. Ersteres stellt einen wichtigen Beleg für die Übernahme des innerstädtischen Nahverkehrs in städtische Eigenregie nach der Phase der privatwirtschaftlich betriebenen Pferdebahn-Epoche dar. Aus den oben angeführten Gründen handelt es sich bei dem Mülheimer Straßenbahndepot und dem angeschlossenen Bedienstetenwohnhaus Duisburger-/Karlsruher Straße um ein Baudenkmal im Sinne des §2 Abs.1 DSchG NW. Die Anlage ist bedeutend für die Geschichte der Städte und Siedlungen sowie für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse. Für ihren Erhalt liegen künstlerische und wissenschaftliche Gründe vor, hier insbesondere solche der Architekturgeschichte der Nutzbauten im 20. Jh. sowie der Sozial- und Technikgeschichte.

Unterschutzstellungsdokument: 
INSPIRE: 
DE_05117000_A_DL-0621