Heinrich-Thöne-Volkshochschule (VHS)

Laufende Nummer: 
696
Eintragung: 
10. Februar 2017
Denkmalart: 
Baudenkmal
Klassifikation: 
cultural
Straße, Hausnummer: 
Mülheim an der Ruhr, Bergstraße 1-3,
Kurzcharakteristik und Würdigung: 

Architekt: Dietmar Teich, nach Wettbewerbs-Entwurf der Architektengemein-schaft Seidensticker-Spantzel-Teich-Budde-Gutsmann-Jung, Essen – Baujahr: 1976-1979 – Einweihung 24.08.1979 - Bauherr: Stadt Mülheim 1.Bauabschnitt ausgeführt; 2. Bauabschnitt geplant nicht realisiert Umfang des Baudenkmals Auf unregelmäßigem Grundriss errichteter, auf der Hangseite zur Bergstraße hin terrassierter Baukörper mit Platzfläche mit Freitreppenanlage und der auf dieser befindlichen Plastik „Bewegung und Gegenbewegung“ (Karl Prasse). Inneres mit komplexer Raumdisposition (Forum mit abgehenden Subkommunikationszentren, allgemeine und spezifizierte Kursräume, Räume für Verwaltung und Dozenten u. Treppenhäuser) inkl. soweit vorhandener, bauzeitlicher Innengestaltung mit farbiger Kennzeichnung der einzelnen Geschoßebenen. Schaffung eines neuen kulturellen Zentrums an der Ruhr durch Anbindung der Volkshochschule an Stadtbücherei und Stadthalle Lage u. städtebaulicher Kontext der Heinrich-Thöne-Volkshochschule Am Hang auf der Westseite der Bergstraße, gegenüber der westlichen Innenstadtperipherie mit den städtischen Einrichtungen Rathaus, Stadthalle, Schwimmbad, Stadtbücherei und Marktplatz. Gebäudekomplex orientiert sich auf dem nach Norden, zum Ruhrtal abfallenden Gelände in Richtung Innenstadt mit Ausblick über die Ruhrwiesen zur Mülheimer Innenstadt. In unmittelbarer Nachbarschaft, südlich an der Straßenkreuzung Bergstraße/Am Schloß Broich liegt das BD Schloss Broich. Reaktion des VHS-Gebäudes auf den historischen Kontext durch Verzicht auf dominierende Schwerpunktbildung verzichtet und Zurücknahme in der Höhenentwicklung. Westlich gelegene Grün- und Freizeitanlage des MüGa Parks mit ehemaligen Industriegebäuden, heute kulturell genutzte Baudenkmale an der Peripherie. Wesentliche charakteristische Merkmale - Innen Baukomplex als gestaffelter, die topographischen Gegebenheiten nutzender Baukörper, aufgrund des Geländegefälles ein-, zwei-, drei- u. viergeschossig. Von mehreren Eingangsebenen aus erschlossen. Differenzierte, zurückhaltende Gebäudegruppierung unter Verzicht auf eine dominierende Höhenentwicklung. „Die gewählte Bauform sollte, ohne den historischen Wert des Schlossgebäudes zu stören, mit ihrer „vegetativen“ Form so transparent erscheinen, dass „gebaute Topographie“ nur durch ihre Raumbildung und Raumbeziehung zum Alten eine Einbeziehung spürbar werden lässt.“ Terrassierter, flach gedeckter Baukomplex „organisch“ an den Hang geschmiegt; kommuniziert über mehrere zur Nutzung vorgesehene Terrassen mit dem städtischen und architektonischen Umfeld. Raumstruktur (Innen) Kontakt- und Einsichtsmöglichkeiten von jeder Stelle durch der jeweiligen Si-tuation angepasste Freiräume. Programmforderung nach größtmöglicher Kommunikation, Flexibilität und Multi-Funktionalität sowie Lernen ohne Schulcharakter bilden Grundlage der Entwurfsgestaltung. Zentrum: höhenmäßig stark differenziertes Forum, mit direkter Verbindung zu fast allen Funktionsbereichen. Anschließende kleinere Platzbildungen als Kommunikationsflächen in verschiedenen Höhenanordnungen u. Größen als Verbindungsglied zu einzelnen anschließenden Funktionsgruppen der verschiedenen Ebenen. Periphere Umlagerung des Forums durch kleinere Aktiv-zonen (Cafeteria; Ruhe-, Diskussionsplätze) tragen zum multifunktionalen Agoracharakter bei. Optische Erkennbarkeit der Funktionsgruppen durch halbgeschossiges Versetzen der Ebenen gegenüber der Forumsebene; durch Farb-leitsystem unterstützt; leichte Erreichbarkeit auf kurzen Wegen Einfache Orientierung über Raumorganisationsstruktur durch Durchlässigkeit des Gebäudekomplexes in der Ost-West-Achse mit Hauptzugängen von der oberen Ebene auf der Westseite und über vorgelagerte terrassierte Treppenanlage von der unteren Ebene auf der Ostseite. Größtenteils begehbare in unterschiedlichen Höhen über den verschiedenen Funktionsbereichen liegende Dachterrassen zu Außen-Unterrichtszwecken. Zusammenfassung der Kursräume in Gruppen und funktionsspezifische Anordnung entsprechend ihrer unterschiedlichen Nutzung; zugleich Anordnung der Kursraum-Gruppen um Kommunikationsflächen mit Verbindung zu Außenterrassen oder Freiräumen (Blick über Ruhrtal auf die Stadtperspektive). Grundrissform von Kurs- und übrigen Funktionsräumen ermöglicht vielfältige Möblierungsanordnung und nicht schulraummäßigen Eindruck. Der Zugang zu den Funktionsgruppen Gymnastik/Werken/Naturwissenschaften/Elektronik gegenüber dem Eingang von der Bergstraße zum Forum um halbes Geschoss versetzt; Anbindung über in selber Ebene angeordnetes Foyer. Von der Bergstraße erschlossene Platzbildung zur Anlieferung für Cafeteria- u. Küchenbetrieb, für die Funktionsbereiche Werken und Anfahrt für Krankenwagen und Feuerwehr. Vier unterschiedlich farbig gekennzeichnete Geschosse: Ebene A, Orientierungsfarbe Gelb Ebene B mit der Orientierungsfarbe Rot Ebene C mit der Orientierungsfarbe Grün Weitere Ebene mit der Orientierungsfarbe Blau Gymnastik/Werken/Naturwissenschaften/Elektronik liegt gegenüber dem Eingang von der Bergstraße zum Forum um ein halbes Geschoss versetzt und ist über das in derselben Ebene angeordnete Foyer angebunden. Eine von der Bergstraße erschlossene Platzbildung erlaubt die störungsfreie Anlieferung des Bedarfes für den Cafeteria- und Küchenbetrieb, für die Funk-tionsbereiche Werken sowie die Anfahrt für Krankenwagen und Feuerwehr. Die vier unterschiedlich farbig gekennzeichneten Geschosse des Baukörpers nehmen jeweils folgende Funktionsbereiche auf. Ebene A, Orientierungsfarbe Gelb - Unter dieser Ebene befinden sich das Technikgeschoß, das bereits auf den 2. Bauabschnitt ausgelegt wurde, sowie Archivräume für die Verwaltung. Ebene B mit Orientierungsfarbe Rot - Inkl. Forum mit abgewinkelten Sitzrän-gen, Galerie-Ebenen sowie Cafeteria mit Bartheke u. Sitznischen – Starke Differenzierung der Höhen im Forum zu kleineren und größeren Raumbildungen, als Diskussions- und Ruheplätze Ebene C mit Orientierungsfarbe Grün - mit zweiter Forumsebene mit Galerie-Umgängen, Sitznischen u. Kommunikationsflächen, Zugang zur unteren „Festterrasse“. Durch starke Differenziertheit des zentralen Forumsbereichs verschiedene Eindrücke bei Veränderung des Standortes. Über unterer Forumsebene angeordnete „Festterrasse“ mit Orientierung zur Innenstadt mit Blick über die Ruhr Ebene mit Orientierungsfarbe Blau - mit zur oberen Freiterrasse orientierten Kommunikationsflächen, konchenartige „Festterrasse“ mit Blick über das Stadtbild vorgelagert zu einer der Kommunikationsflächen Aufsicht des Gebäudekomplexes folgt der Figur des Windradschemas; Geschoßgrundrisse weisen eine pentagonale Struktur auf, durch die im Zusammenspiel mit der Geschossstaffelung der Baumasse eine „Entmaterialisierung“ des Volumens angestrebt wird. Alle Gebäudeansichten weisen durch konsequent durchtakteten Wechsel von Beton- und Fensterbändern eine dezidiert horizontale Gliederung auf; in den Ansichten zu den Seiten hin Abstufung der Masse des Gesamtbaukörpers. Südliche Seitenfront weist provisorische Fassade auf – Abrupter Abschluss des Baukörpers, aufgrund des fehlenden zweiten Abschnitts. Jeder Flügel grundriss- und geschoßmäßig variiert, Zusammenhalt der differenziert gestaffelten, sich in der Ansicht asymmetrisch präsentierende Baumasse über durchgängig verwendete Grundstrukturen. In sich homogen wirkender Gebäudekomplex durch sich wiederholende Konstruktionselemente trotz unregelmäßigen Grundrisses; entzieht sich gestalterisch dem Diktat der Symmetrie. Keine symmetrische Anordnung der den Außenbau strukturell prägenden Details, sondern Entwicklung aus Funktionalität: über Flachdächer ragende Treppenhausschächte akzentuierend mit abge-schrägten Abschlüssen. Halbrund ausgebildete Beton-Pflanzkübel über dem Eingangsbereich an der Bergstraße wie massive Beton-Verdachungen. Wie Plastiken wirkende Beton-Abluftrohre (schräg endende, geschlitzte Zylinder) Architektur der VHS nicht konventionell repräsentativer Akzent im Stadtraum. Außentreppenanlage als Dominante im städtebaulichen Kontext durch versetzt angeordnete Podeste, Pflanzkübel und Beton-Skulptur. Durch Topographie bedingte Neuinterpretation der Bauaufgabe „Freitreppe“ – in Gestus u. Formensprache Dokument der Zeitschicht der 1970er Jahre. Vom Grundriss optimal auf die Nutzung abgestimmtes architektonisches Konzept; lebt von Gegensätzen: Präsenz zur Bergstraße durch außen liegende Freitreppe, Überleitung zur jenseits der Bergstraße liegenden Bebauung, unauffällig zum MüGa-Park u. Schloss Broich. Außen: Inszenierung des Stadtraumes mit der Freitreppenanlage Innen: großzügig dimensioniert, differenziert angelegtes Forum mit „repräsentativer“ Aufgabe als Multifunktionsraum, am Außenbau nicht ablesbar. Forum als Foyer mit überraschendem Raumerlebnis durch vielschichtige Raumstruktur mit offener Konstruktion. Verbindung der Ebenen über mehrläufige Treppenanlage. Das Forum, öffentlicher Raum und Kommunikationsort – ehemals draußen verortet – wird von der Architektur 1970er Jahre nach innen geholt und ist programmatisch besetzt (Einladung zur Begegnung, Kommunikation, zum Meinungsaustausch, zur Diskussion) Begründung des Denkmalwertes Die Heinrich-Thöne-Volkshochschule in Mülheim an der Ruhr ist bedeutend für die Geschichte des Menschen sowie für Städte und Siedlungen. Den einzelnen Merkmalen, aus denen sich die Bedeutung des Objektes ergibt, ist die Kategorie des Geschichtlichen gemeinsam. Die Bedeutung des o. g. Objektes gründet sich auf seinen Wert für die Dokumentation der Bauweise der 1970er Jahre und der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse, die in dem Bautypus Volkshochschulgebäude und seiner Architektur zum Ausdruck kommen. Das o. g. Objekt ist in besonderem Maße geeignet, geschichtliche Entwicklungen aufzuzeigen und zu erforschen. Die Heinrich-Thöne-Volkshochschule in Mülheim an der Ruhr ist bedeutend für die Geschichte des Menschen als Zeugnis der Architektur der 1970er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland und als Bautypus, dessen Konzeption explizit auf die Aufgabenstellung der Volkshochschule hin ausgerichtet ist und der als solcher sich erst Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte. Die Heinrich-Thöne-Volkshochschule ist bedeutend für die Stadt Mülheim, da sie einen besonderen Aussagewert für die Architekturgeschichte der Stadt an der Ruhr aufweist. Für die Erhaltung und Nutzung der Heinrich-Thöne-Volkshochschule in Mülheim an der Ruhr liegen wissenschaftliche, insbesondere architekturhistorische, zeit- und ortsgeschichtliche sowie städtebauliche Gründe vor. Die architekturwissenschaftlichen Gründe, welche zur Bewertung der Heinrich-Thöne-VHS als Baudenkmalwert beitragen, liegen darin begründet, dass die o. g. Volkshochschule in besonderem Maße zur Erforschung und Dokumentation der Baukunst der Nachkriegszeit, insbesondere der Architektur der 1970er Jahre, beiträgt und mit ihr ein anschauliches Dokument für diese Zeitschicht in Mülheim an der Ruhr gegeben ist. Das in den 1970er Jahren errichtete Gebäude stellt als Erwachsenenbildungs-institution einen Höhepunkt der bildungspolitischen Aufgabe Erwachsenenbildung in Deutschland dar und zeugt von kultureller Kompetenz, die sich in Gestalt und Struktur der Architektursprache der 1970er Jahre manifestiert. Die Heinrich-Thöne-Volkshochschule in Mülheim an der Ruhr stellt ein Baudenkmal im Sinne des § 2 DSchG NW dar, an dessen Erhaltung und Nutzung ein öffentliches Interesse besteht. Das Gutachten mit ausführlicher Begründung des Denkmalwerts durch das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland vom 12.09.2016 ist Bestandteil der Unterschutzstellung, ebenso, wie der Lageplan und Fotos (10 Blatt)

Unterschutzstellungsdokument: 
INSPIRE: 
DE_05117000_A_DL-0696