Dimbeckpark mit Freilichtbühne

Laufende Nummer: 
693
Eintragung: 
15. Juli 2008
Denkmalart: 
Baudenkmal
Klassifikation: 
cultural
Straße, Hausnummer: 
Dimbeckpark mit Freilichtbühne
Kurzcharakteristik und Würdigung: 

Der Dimbeckpark mit Freilichtbühne ist in seiner Gestaltung, wie sie der Zustandsplan des Gartendirektors Keßler vom 18. Januar 1937 dokumentiert, weitgehend unverändert erhalten geblieben – mit Ausnahme der folgenden Bereiche: •Der ehemalige „Farblinienstaudengarten“, welcher als Senkgarten nach dem Vorbild des renommierten Staudenzüchters Karl Foerster in Potsdam-Bornim entworfen worden war, ist nicht in seiner früheren Gestaltung erhalten, sondern nur noch in seinen früheren Ausdehnungen erkennbar. Heute befindet sich dort eine Rasenfläche mit einer Gehölzrandbepflanzung, darunter auch botanische Raritäten wie etwa ein Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa). •Der „Sandspielplatz“ mit zentraler, achteckig eingefasster Sandfläche ist im nordwestlichen Bereich des Dimbeckparks nicht mehr vorhanden, dort befinden sich heute Gehölzpflanzungen. •Der schmale Aussichtsplatz oberhalb der steilen Felswand am südlichen Ende des Dimbeckparks ist nicht mehr vorhanden. Sein östliches Ende nahm eine Pergola ein, Ruhebänke ermöglichten den bequemen Aufenthalt. Vom Aussichtsplatz war früher der Blick auf die unterhalb liegende Freilichtbühne möglich. Dieser Bereich des Parkgeländes ist heute in Privatbesitz und durch einen Zaun abgetrennt. Seine Gestaltung ist nicht erhalten geblieben. Die Gesamtanlage des Dimbeckparks mit Freilichtbühne ist gekennzeichnet durch einen großen Abwechslungsreichtum. Dieser Eindruck entsteht bereits durch die großen Höhenunterschiede im Parkgelände: Die sanft modellierten Hügel im westlichen Teil bilden einen deutlichen Kontrast zu den schroffen Steilhängen im Umfeld der Freilichtbühne. Offene Rasenflächen vermitteln im westlichen Teil den Eindruck großzügiger Weite, bilden Übergänge und ermöglichen optische Verbindungen zwischen den unterschiedlich gestalteten Bereichen des Dimbeckparks. Großflächige, abwechslungsreich zusammengesetzte Gehölzpflanzungen mit einem hohen Anteil immergrüner Sträucher, die ganzjährig für den Blick undurchdringlich sind, wurden raumbildend als Kulisse eingesetzt, um die verschiedenen Bereiche des Dimbeckparks voneinander zu trennen. Besucher können die Gesamtanlage daher von keiner Stelle aus vollständig überblicken, sondern werden mit Hilfe einer gezielten Wegeführung zu Aussichtsplätzen geleitet, die inszenierte Einblicke in Teilbereiche eröffnen. In die landschaftlich gestaltete Gesamtanlage wurden neben der Freilichtbühnenarchitektur auch Themengärten und andere Sonderbereiche wie mehrere Aussichtsplätze mit formaler, architektonischer Formensprache eingefügt, welche in ihrer Gestaltung für die Gartenkunst der 1930er Jahre charakteristisch sind. Der Dimbeckpark mit Freilichtbühne vereint als Volkspark unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten für alle Bevölkerungsschichten und Altersgruppen: erholsamer Aufenthalt, Bewegung und Spiel, Veranstaltungsbesuch. Zu den Themengärten gehört der weitgehend unverändert erhalten gebliebene „Rosengarten mit Wassertreppen“ am westlichen Rand des Dimbeckparks. Er wurde achsensymmetrisch gestaltet, wobei die Mittelachse von vier rechteckigen Wasserbecken betont wird. Kaskadenartig konnte das Wasser vom obersten, kleinsten Becken über drei Stufen in jeweils größere Wasserbecken gelangen; der Höhenunterschied zwischen den mit roten Ziegeln eingefassten Wasserbecken beträgt insgesamt ca. zwei Meter. Am südlichen Ende dieser Achse befindet sich die von dem Mülheimer Künstler Richard Langer entworfene Bronzeplastik „Flora“. Zwei Pergolen bilden zusammen mit hohen immergrünen Gehölzen (wie etwa säulenförmigen Eiben) den nördlichen und den südlichen Abschluss des Gartens. Beachtenswert ist auch die gestalterische Einbindung des Rosengartens in den Dimbeckpark: Die östliche Seite des Gartens ist von einer niedrigen Eibenhecke eingefasst, die Einblicke von dem höher liegenden Hauptweg des Dimbeckparks in nord-südlicher Richtung erlaubt. An der westlichen Seite ermöglichten früher niedrige Blütensträucher die freie Aussicht auf die tiefer liegenden Wohngebiete am Scharpenberg, heute sind die Sichtmöglichkeiten infolge eines ungehinderten Pflanzenwachstums eingeschränkt. Zu den formal gestalteten Aussichtsplätzen gehört das Plateau im nördlichen Teil des Dimbeckparks oberhalb der Freilichtbühne. Ein rechteckiges Rasenstück wird dort von einer Lindenreihe eingefasst. Vom architektonisch gestalteten östlichen Rand dieses Aussichtsplatzes war früher der Blick auf die tiefer liegende Freilichtbühne möglich – heute ist er von den herangewachsenen Bäumen versperrt. Vom bastionsartig mit Natursteinmauern ausge-bauten westlichen Ende des Aussichtsplatzes reicht der Blick über Rasenflächen zum Rosengarten und den benachbarten, tiefer liegenden Wohngebieten. Besonders bedeutsame Elemente und Strukturen des Dimbeckparks sind: •Bodenmodellierung, welche die Wirkung der großen Höhenunterschiede im Gelände des ehemaligen Steinbruchs gartenkünstlerisch betont; •Natursteinmauern zum Abfangen von Höhenunterschieden; •Wegeführung, die an die Topographie angepasst wurde; •Raumbildung durch kontrastierende offene Rasenflächen und kulissartige Gehölzpflanzungen; •Großbäume, die in Solitär- oder Gruppenstellung auf den Rasenflächen oder als Randbepflanzung Akzente setzen – besonders charakteristisch sind: Rosskastanien, Eichen, Schnurbäume, Blumeneschen, Japanische Ahorne, Scheinzypressen, Lebensbäume, Kiefern, Hemlockstannen, Blauglockenbäume; •Immergrüne Sträucher als ganzjährig wirksame, kulissenartige Bepflanzung – besonders charakteristisch sind: Azaleen, Rhododendren, Stechpalmen, Eiben, Kirschlorbeer, Mahonien; •Laubabwerfende Sträucher mit unterschiedlichen Blütenfarben zur Betonung des jahreszeitlichen Wechsels; •Themengärten und Aussichtsplätze: „Rosengarten mit Wassertreppen“ wie oben beschrieben (siehe Abb. 1), Fläche des „Farblinienstaudengartens“, von einer Lindenreihe gesäumtes Plateau nordwestlich der Freilichtbühne und verschiedene weitere kleinere Aussichtsplätze mit formaler Gestaltung; •Sichtbeziehungen zwischen den Aussichtsplätzen, den tiefer liegenden Parkbereichen und der Umgebung des Parks bis hinab ins Ruhrtal; •Freilichtbühne mit: Hauptbühne, Natursteinkulisse, kleineren Bühnenflächen oberhalb der Hauptbühne im felsigen Steilhang, Treppen und Wegen zur Erschließung der Bühne, zwei halbkreisförmig angeordneten Zuschauerrängen, Theatergraben, Fußgängerbrücke über den Theatergraben, Treppen und Wegen für den Publikumsverkehr (siehe Abb. 2–5 als Anlage zum Gutachten). Zur Freilichtbühne gehört ein Betriebsgebäude, das jedoch nicht im Originalzustand erhalten ist, weil es in den 1950er Jahren starke bauliche Veränderungen erfahren hat (siehe Abb. 6 als Anlage zum Gutachten). Begründung des Denkmalwerts Der Dimbeckpark mit Freilichtbühne in Mülheim an der Ruhr verkörpert eine herausragende städtebauliche Leistung, weil mit ihm das intensiv genutzte Gelände eines ehemaligen Steinbruchs einer neuen Nutzung als öffentliche Grünanlage zugeführt wurde. Zugleich wurde mit dem Dimbeckpark eine neue Verbindung für Fußgänger vom historischen Stadtkern zum Kahlenberg oberhalb des Ruhrtals geschaffen. Als Veranstaltungsort sollte der Dimbeckpark mit Freilichtbühne weite Bevölkerungskreise ansprechen und zum kulturellen Leben der Industriestadt beitragen. Insofern sind mit dieser öffentlichen Grünanlage sowohl städtebauliche als auch kulturpolitische Ziele erreicht worden. Der Dimbeckpark mit Freilichtbühne ist ein herausragendes Beispiel für einen Volkspark der 1930er Jahre. Für seinen Erhalt und seine Nutzung liegen gartenkünstlerische, städtebauliche und ortsgeschichtliche Gründe vor. Der Dimbeckpark mit Freilichtbühne in seinen auf dem dem Gutachten beigefügten Lageplan eingezeichneten räumlichen Ausdehnungen stellt ein Bau-denkmal im Sinne des § 2 DSchG NW dar und ist aus den oben aufgeführten Gründen bedeutend für die Geschichte der Gartenkunst Europas, die Geschichte des Städtebaus im Ruhrgebiet und die Geschichte der Stadt Mülheim an der Ruhr.

Unterschutzstellungsdokument: 
INSPIRE: 
DE_05117000_A_DL-0693