Ehem. Malzfabrik Kotthaus und Bruchhaus

Laufende Nummer: 
103
Eintragung: 
30. Mai 2011
Denkmalart: 
Baudenkmal
Klassifikation: 
cultural
Straße, Hausnummer: 
Hingbergstr. 103
Kurzcharakteristik und Würdigung: 

Von der 1896-98 errichteten Fabrik sind das Darrenhaus mit den Kaminaufsätzen und große Teile des westlich angelagerten Fabrikationsgebäudes mit dem auf der Nordseite angebauten Treppenhaus erhalten. Besonderes Merkmal der in Ziegelmauerwerk errichteten Fabrik ist „das 4 1/2 ge-schossige, turmartig ausgebildete Darrenhaus mit zwei markanten, aus Backstein gemauerten Kaminaufsätzen. Die Fassaden des Turmbaus sind zweiachsig ausgebildet mit Wandpfeilern zwischen den segmentbogigen Fenstern und an den Ecken. Die von den Wandpfeilem gerahmten, zurückspringenden Wandfelder sind als segmentbogige Blendnischen ausgebildet. Sie werden unter der Traufe durch ein gestuftes Gesims überfangen. An den Gebäudeecken werden die Wandpfeiler von Ecktürmchen bekrönt..“(Zitat). „Im Inneren ist der Turmbau durch eine Querwand in zwei separate Darranlagen geteilt, die im Außenbau durch die beiden auf dem Dach aufsitzenden Kamine (Darrschlote) angezeigt werden. Eine dieser Darranlagen ist unter dem Kamin noch mit einer Gewölbekonstruktion ausgestattet, mit dem die zum Darren verwendete Heißluft dem Kamin zugeführt wurde“ (Zitat). „Im Westen schließt sich an das Darrenhaus ein sechsachsiger Baukörper an. Durch Wandvorlagen sind in den Obergeschossen jeweils zwei schlanke Fenster zu einer Achse zusammengefaßt. Im Erdgeschoß sind die Öffnungen in großen segmentbogigen Blendnischen eingelassen.“ Die Fenster haben eine Sprossengliederung in Anlehnung an den Befund. „Zur Bahnseite wird der Westflügel mittig akzentuiert durch einen aus der Flucht vorspringenden Treppenturm.“ Nach Norden zeigt dieser Turm ein erhaltenes Schriftfeld mit der Aufschrift „Kotthaus & Bruchhaus Mülheim – Ruhr“. „Dieser Turm verstärkt den Wehrcharakter der Fabrikanlage.“ Das Fabrikationsgebäude war im zweiten Weltkrieg erheblich beschädigt und zunächst nur dreigeschossig wieder aufgebaut worden. Die Stützen und die Geschossdecken wurden dabei zum Teil erneuert. Das mit einem mineralischen Dämmputz versehene, tonnengewölbte vierte Geschoss wurde 1998 –1990 im Zuge der Umnutzung der Fabrik zu Wohnzwecken hergestellt. Zu diesem Zeitpunkt wurden auch die aufgeständerten Balkone auf der Südseite des Gebäudes hinzugefügt. Diese unter Abstimmung auf den Denkmalcharakter der Anlage errichteten Gebäudeteile bilden nun mit der erhaltenen Substanz eine gestalterische Einheit. Andererseits konnten einige Teile (freistehender Schornstein, Kontorausstattung im Inneren, siehe Gutachten von Dr. Walter Buschmann, Amt für Denkmalpflege im Rheinland, vom 7.3. 1995) nicht erhalten werden. Der Denkmalschutz bezieht sich somit auf die erhaltene Grundkonstruktion (Aussenwände und tragende Bauteile wie Stützen, Geschossdecken usw.) und das äußere Erscheinungsbild von Darre und Fabrikationsgebäude. Der Ostflügel gehört nicht zur denkmalwerten Bausubstanz, auch die neu entstandenen Wohnungsgrundrisse einschließlich ihres Ausbaus (z.B. Raumaufteilung, Raumgestaltung, Haustechnik) sind nicht Gegenstand des Denkmalschutzes. „Die Malzfabrik Kotthaus und Bruchhaus ist ein gutes Beispiel für den Burgenstil, der in der Industriearchitektur aller Branchen seit etwa 1860 vorherrschte.“ (siehe auch Gutachten von Dr. Walter Buschmann, das als Anlage der Eintragung beigefügt wird). „Der Burgenstil in der Fabrikarchitektur kennzeichnete ein spezifisches Sozial- und Gesellschaftsverständnis im Industriebürgertum, das in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer "neuen Feudalität" neigte und in vielerlei Beziehung den Adel des untergehenden wilhelminischen Feudalstaates nachahmte. Verbunden mit den Malakowtürmen des Bergbaus gehört die Malzfabrik Kotthaus und Bruchhaus daher zu einem unverwechselbaren Aspekt der Architektur des Ruhrgebietes. In der Baukörperdifferenzierung mit dem kaminbekröntem Darrenhaus im Zentrum verkörpert zudem das Objekt auch die Technologie der Malzkaffeeproduktion, bevor sich die gas- und koksbeheizten Röstöfen durchsetzten. Die Malzfabrik Kotthaus und Bruchhaus ist aus den genannten Gründen bedeutend für die Geschichte des Menschen und für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse. Ihre Erhaltung liegt aus wissenschaftlichen, besonders architektur- und sozialgeschichtlichen Gründen im öffentlichen Interesse.“

Unterschutzstellungsdokument: 
INSPIRE: 
DE_05117000_A_DL-0103