Wasserkraftwerk Raffelberg
Das Wasserkraftwerk Raffelberg ist als Querbauwerk im Kanalbereich als Ergänzung der vorhandenen Schleusenanlage an gleicher Stelle angelegt worden. Gründungsgesellschafter waren die Stadt Mülheim an der Ruhr und die Friedrich-Wilhelm-Hütte. Zweck des Unternehmens war sowohl der Hafenbau als auch die Produktion von Strom. Beide Aufgaben werden heute von den Betrieben der Stadt Mülheim an der Ruhr (gegründet 1897) wahrgenommen.
Die angedachte Staustufe erlaubte eine mittlere Fallhöhe von 6,15 Metern. Langjährige Beobachtungen des Abflusses der Ruhr ließen es zu, vier Maschinen mit 5,2 MW Gesamtanschlussleistung zu installieren.
Sie sind nach dem Francis-Konzept stehend montiert und wurden von den Siemens-Schuckert-Werken 1922 gebaut. Diese Originaltechnik ist heute noch in Betrieb. Seit 1926 liefert die Anlage Strom; durchschnittlich werden pro Jahr 23,5 Mio. kWh durch den natürlichen Zufluss des Ruhrwassers erzeugt. Damit ist es das größte Laufwasserkraftwerk an der Ruhr.
Seit dem Jahr 1986 zählt das Gebäude zu den Baudenkmalen der Stadt und ist Teil der Route der Industriekultur.
Ökostrom - Strom aus erneuerbaren Energien
- 2003: 16.450.425 kWh
- 2004: 20.968.800 kWh
- 2005: 22.526.655 kWh
- 2006: 22.022.550 kWh
- 2007: 28.166.265 kWh
- 2008: 21.545.600 kWh
- 2009: 20.857.558 kWh
- 2010: 20.374.993 kWh
- 2011: 16.511.893 kWh
- 2012: 16.882.108 kWh
- 2013: 17.342.523 kWh
- 2014: 18.415.198 kWh
- 2015: 20.359.220 kWh
- 2016: 17.306.478 kWh
- 2017: 18.618.062 kWh
- 2018: 14.146.909 kWh
- 2019: 15.552.701 kWh
- 2020: 11.591.520 kWh
- 2021: 18.778.034 kWh
- 2022: 13.713.160 kWh
- 2023: 21.447.303 kWh
100 Jahre städtische Stromversorgung
Im Jahre 1913 wurde der Stadt Mülheim an der Ruhr das Recht verliehen, einen Schifffahrtsweg vom Rhein-Herne-Kanal nach Mülheim an der Ruhr zu bauen.
In diesen Jahren war Energie durch den 1. Weltkrieg und seine Folgen für den Ruhrkohlebergbau vor allem durch die Reparationsleistungen an Frankreich ein knappes Gut.
So wurde in dieser Zeit die Idee geboren, in der Nähe der neu erstellten Schleuse Raffelberg ein Wasserkraftwerk zu bauen.
Der geplante Standort für dieses Kraftwerk war denkbar günstig, denn das Gefälle der Staustufe dort betrug bei Normalwasserstand 6,30 Meter. Bei zeitgleichem Hochwasser von Rhein und Ruhr kann die Fallhöhe nahe Null zurückgehen, weil der Abfluss zum Rhein behindert wird.
Bei der Dimensionierung des Maschinenparks ging man von einer wirtschaftlich verwertbaren Durchflussmenge aus, die mindestens an 100 Tagen im Jahr anfiel.
Messungen hatten ergeben, dass diese Menge bei 105 m³/s lag. Man entschied sich damals für den Bau von Francis-Turbinen mit senkrechter Welle, die direkt mit den Drehstrom-Schirmgeneratoren gekoppelt werden sollten.
Nach den Berechnungen mussten drei Turbinen für einen Wasserdurchsatz von 30 m³/s, und eine vierte für 15 m³/s ausgelegt werden. Auf dieser Grundlage wurde das Wasserkraftwerk Raffelberg in den Jahren 1922 bis 1925 erbaut und im Februar 1926 in Betrieb genommen.
Den in den Generatoren erzeugten Drehstrom mit 5.000 Volt Spannung speiste man seinerzeit teils in das Ortsnetz Speldorf und teils nach Transformierungin das Überlandnetz des RWE ein. Auch die früher zum Deutsch-Luxemburg-Konzern gehörende Willhelmshütte in Mülheim bezog Strom aus dem Wasserkraftwerk Raffelberg. Das Kraftwerksgebäude haben die Architekten Pfeiffer und Großmann geplant und erbaut. Die technische Ausrüstung erfolgte nach den Plänen der Siemens-Schuckert-Werke Berlin.
Das Wasserkraftwerk Raffelberg war schon in dieser Zeit für die Energieversorgung sehr wichtig. Besonders die Ersparnis an Kohle hatte besondere Bedeutung. So wurde die Einsparung von 2.200 Eisenbahnwagenladungen immer wieder hevorgehoben.
Zu Beginn der 60er Jahre wurden die Drehstromschirmgeneratoren auf 10.000 Volt Maschinenspannung umgerüstet. Dies geschah im Zuge des Ausbaus der Energieversorgung nach dem 2. Weltkrieg, wobei die alten 5.000-Volt-Netze durch die neuen 10.000-Volt-Netze abgelöst wurden. Schon bald zeigte sich, dass der personalintensive Betrieb des alten Wasserkraftwerkes nicht mehr wirtschaftlich zu vertreten war. Mit der Firma Voith in Heidenheim wurden daher Pläne für die erste Teilautomatisierung der Turbinenanlagen erarbeitet und Mitte der 70er Jahre die Regelanlagen für die Beschickung der Turbinen mit elektronischen Reglern ausgerüstet und teilautomatisiert.
Heute wird über ein Netz von Pegeln der Wasserstand des Oberwassers und der Hafenbecken bis auf wenige Zentimeter konstant gehalten. Zur Zeit werden im Wasserkraftwerk Raffelberg je nach Wasserführung rund 23.500.000 Kwh umweltfreundlicher Strom erzeugt. Das Kraftwerksgebäude passt sich in seiner äußeren architektonischen Gliederung dem Landschaftsbild der näheren Umgebung wirkungsvoll an.
Wegen seiner überregional bedeutsamen technischen Architektur wurde das Gebäude 1986 unter Denkmalschutz gestellt. Gegen Ende der 1990er Jahre wurde dann das Kupferdach mit Hilfe des Landes NRW erneuert. In den Jahren 2009 bis 2011 wurde das Wasserkraftwerk Raffelberg vollautomatisiert. Die alte Regel- und Schmierölanlage wurde erneuert. Da das Kraftwerk nun vollkommen selbstständig seinen Betrieb aufrecht erhalten kann, wurde das Personal stark reduziert.
Heute kümmert sich eine Frühschicht um alle anfallenden Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten. Störungen werden nun durch eine Rufbereitschaft abgedeckt, welche rund um die Uhr erreichbar ist.
Es wird unter dem Aspekt der regenerativen Energien umweltfreundlicher Strom erzeugt. Auch der Schutz der Tierwelt kam dabei nicht zu kurz.
Bau einer Fischaufstiegsanlage
Im August des Jahres 2000 begann die Errichtung einer Fischaufstiegsanlage, welche eine Gesamtlänge von 130 Metern aufweist. Um auf relativ kleinem Gelände eine möglichst große Gewässerlänge zu erreichen, wurde eine um 180 Grad abknickende Linienführung des Fischaufstieges gewählt.
Da ein Höhenunterschied von 6,30 Meter besteht, wurde mit Hilfe von kaskadenartig angeordneten Ruhebecken auf dieser Strecke das Gefälle und die Strömungsgeschwindigkeit im Umgehungsbach so weit abgebaut, dass Fische das Hindernis ohne größere Schwierigkeiten überwinden können.
Fassadensanierung
Im Jahre 2011 wurde mit der Sanierung der Fassade des Kraftwerks auf der Unterwasserseite begonnen. 2012 folgte die Sanierung auf der Schleusenseite. Der alte Tuffstein war durch äußere Umwelteinflüsse sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Ebenso musste an etlichen Stellen die Befestigung der Fassade auf der Unterkonstruktion wiederhergestellt werden.
Umbauten vergangener Jahre
- 1948/1966
Umbau Transmission auf Hydraulik Einbau motorgetriebener Lagerölschmierung, Umwicklung von 5 KV auf 10 KV - 1975
Einbau elektronischer Voithregler - 1984
Rittmeyer-Wasserstandsregelung auf vorhandene Voith-Regelung aufgeschaltet Neubau Rechenreinigungsanlage - 1993/1995
Neuwicklung Gen 1 + 2, Generalüberholung des Blechpakets, Ausführung des Sternpunkts mit 10-KV-Anschluss - 1990/2011
Hydraulik-Einlaufschütze auf Bioöl umgestellt, Neubau 10-KV-Schaltanlage - 1999
Kupferdach erneuert - 2004 bis 2007
Betonsanierung der Turbinenkammern, Neuisolierung Erregerpole Generator 4 - 2008
Automatisierung gesamter Generatoren, Turbinensteuerung, Wasserstandsregelung - 2010
Neubau hydraulische Turbinensteuerung - 2011/2012
Neubau Lagerölschmierung, Beginn Fassadensanierung - 2014
Abschluss der Fassadensanierung, Dammtafelerneuerung - 2015
Beginn der Sanierung der Einlaufbauwerke und Schützentore - 2018
Abschluss der Sanierung der Einlaufbauwerke / Schützentore Maschinen I-IV
Besucherinformationen
Das Wasserkraftwerk Raffelberg ist ein produzierender Betrieb, deshalb sind keine individuellen Führungen möglich.
Interessierte können das Kraftwerk im Rahmen der Mülheimer Hafenrundfahrten mit der Weißen Flotte besichtigen.
Weitere Informationen und Termine finden Sie hier. Schulklassen können sich zur Terminvereinbarung an Vormittagen melden.
Kontakt
Büroanschrift:
Am Schloß Broich 38
(Ringlokschuppen)
45479 Mülheim an der Ruhr
Postanschrift:
Am Rathaus 1
45468 Mülheim an der Ruhr
Telefon: +49-208/455-8100
Telefax: +49-208/455-58 8100
E-Mail: info@btmh.de